Sozialdemokratische Partei Deutschlands Odenthal
Ulrike Langer
Reiner-Hütten Str. 18
51519 Odenthal
18.03.2018
Herrn
Bürgermeister Robert Lennerts
Herrn Rolf Merkenich
Antrag: Jugendarbeit in Odenthal
Auf der Basis der Verwaltungsvorlage und der Beratung im Ausschuss für Schule, Sport und Soziales am 28.02.2018 hat sich die SPD-Fraktion intensiv mit den Angeboten der offenen Jugendarbeit in
Odenthal beschäftigt. Dabei haben wir die Angebote für 2018, die nach unserem Kenntnisstand in ähnlicher Form schon längere Zeit so angeboten werden, mit dem Ergebnis der Jugendbefragung
von 2014 und der aktuellen Befragung der Fa. Post & Welters zur Gemeindeentwicklung verglichen.
Wir haben bei unserer Analyse strikt darauf geachtet, nur die auf der Basis der belastbaren,belegten Prozentzahlen aus dem Ergebnis der Befragung zu berücksichtigen.
Seit Jahren beschäftigt sich die örtliche Politik mit einem Angebot für Jugendliche in Odenthal.
Dabei wurde bisher versäumt, die Angebote der derzeitigen örtlichen Jugendarbeit zu hinterfragen und auf ihre Effektivität und Wirksamkeit zu prüfen. Auf der Basis dieser Ergebnisse sollte zuerst über eine notwendige Neuorientierung und eine Umstrukturierung nachgedacht werden, bevor eine Ausweitung und zusätzliche Kosten für weitere Angebote bereitgestellt werden.
Aus Anlass von Auffälligkeiten Jugendlicher mit Ruhestörung und Sachbeschädigung, ist das Thema jetzt wieder auf der Agenda, obwohl die Maßnahmen der Verwaltung dagegen bisher erfolgreich waren, sodass genügend Raum für eine sorgsame Planung für die zukünftige Jugendarbeit gegeben ist.
Zur Schulausschusssitzung am 28.02.18 waren Vertreter der örtlichen Jugendarbeit des Kreisjugendamtes zur Beratung eingeladen. Sie unterbreiteten ein Konzept, das eine Ausweitung der Jugendarbeit forderte, die ausschließlich zu finanziellen Lasten der Gemeinde gehen würde. Der befristete Einsatz eines Streetworkers wie von der SPD Fraktion vorgeschlagen, wurde fachlich verworfen. Dem gegenüber wird wegen der Möglichkeit zur kurzfristigen Umsetzung flexibler Ansätze,in den Gemeinden des Oberbergischen Kreis, Streetwork als das Maß der Dinge zur Kontaktaufnahme zu Jugendlichen und besonders zu auffälligen Jugendlichen favorisiert, da sie Jugendliche in ihrem gewohnten Umfeld aufsuchen. Die Streetworker arbeiten dort überwiegend allein, wie auch z.B. über ein Jahrzehnt lang in Leichlingen ein Streetworker erfolgreich tätig war,der nach unserer Kenntnis sogar vom Rheinisch Bergischen Kreis (RBK) gefördert wurde.
Ein ausführliches Konzept zum Einsatz eines Streetworkers in Odenthal finden sie in Kürze auf unserer Homepage SPD-Odenthal.de.
Grundlage aller Planungen sind die gesetzlichen Grundlagen des SGB II und die daraus resultierenden Landes- und Kreis- Kinder und Jugendförderpläne. Diese Richtlinien sind für die
offene Jugendarbeit verpflichtend und müssen sich in den örtlichen Angeboten wiederfinden. Die folgenden Auszüge aus dem Landesjugendplan (LJP) und Kreisjugendplan (KJPL) beschreiben einige
für Odenthal relevante Ansätze.
Planungsgrundlage I – Landesjugendplan –
Der LJP ist die Leitlinie für die daraus resultierenden Kinder- und Jugendförderpläne der Städte und Kreise.
Als neue Erkenntnis stellt der LJP die außerschulische Bildung und die jugendkulturelle Bildung in den Vordergrund. Die Angebote der offenen Jugendarbeit sollen Bildungsprozesse unterstützen und jugendkulturelle und medienbezogene Angebote entwickeln. Das Land NRW sieht Kultur und Medienbildung als den zentralen Kompetenzbereich zur Persönlichkeitsentwicklung der Jugendlichen. Es wird erwartet, dass Angebote bereitgestellt werden, die geeignet sind, Kultur und Medienbildung zu fördern.
Zielgruppe:
Der LJP definiert die Zielgruppe bei Kindern und Jugendlichen primär von 6 bis 21 Jahren. Darüber hinaus sollen grundsätzlich junge Menschen bis 27 Jahre bei den Angeboten und Veranstaltungen
einbezogen werden.Damit soll die Interaktion von Jugendlichen und Erwachsenen an den Schnittstellen ihrer Interessen
ermöglicht werden und einer Isolierung der Jugendarbeit entgegen wirken und durch die Transparenz die Anerkennung im Gemeinwesen erreichen.
Prävention:
Ein weiteres Ziel im LJP ist die Entwicklung präventiver Ansätze, die durch eine aufsuchende Struktur ermöglichen, den Kontakt zu Jugendlichen zu suchen und ihnen an ihren Aufenthaltsorten zu
begegnen, um sie bei der Selbstfindung zu unterstützen und um sie gegen negative Einflüsse zu stabilisieren.
Planungsgrundlage II – Kinder und Jugendförderplan des RBK –
Der LJP gibt dem Kinder und Jugendförderplan des RBK verbindliche Vorgaben für die Angebote der offenen Jugendarbeit in Kürten, Odenthal und Burscheid. Die geförderten Einrichtungen sind zur
Anwendung der nachstehenden Arbeitsprinzipien verpflichtet.
Offene Kinder-und Jugendarbeit (OKJA) trägt mit ihren einrichtungsbezogenen und mobilen/aufsuchenden Angeboten dazu bei, Räume zur Freizeitgestaltung und zu kulturellen
Bildungsangeboten bereit zu stellen.
Durch die Mischung verschiedener Angebote und Arbeitsformen sollen Events, Projekte,Gruppenarbeit usw., die aus den Interessen und Bedürfnissen der Jugendlichen resultieren,angeboten werden. Es gilt Räume anzubieten, die von den Jugendlichen so mitgestaltet werden,
dass sie sich dort wohlfühlen können.
Zielgruppe:
Als Zielgruppe beschreibt der KiJuFö-Plan Kinder und Jugendliche von 8 bis 21 Jahre, sowie Kinder
der Sekundarstufen I und II. Sie weicht dabei von der im LJP vorgeschriebenen Altersgruppe bis 27Jahre ab. Eine Altersdurchmischung bei Veranstaltungen und Events ist so nicht mehr gegeben.
Arbeitsprinzipien:
Offene Jugendarbeit orientiert sich an den Interessen und Bedürfnissen der jungen Menschen.
Junge Menschen werden an der Programmplanung aktiv beteiligt.
Offene Jugendarbeit lebt von der Veränderung. Angebote, sowie räumliche und zeitliche Bedingungen passen sich den wandelnden Bedürfnissen der Zielgruppe an. Sie findet in Einrichtungen und anderen Orten im Sozialraum statt und übernimmt die Verantwortung zur Gestaltung und Weiterentwicklung der Angebote der Kommune.
Leistungen:
In jeder Kommune werden folgende oder gleichwertige Leistungen vorgehalten:
Folgende pädagogischen Dienstleistungen werden durch eine Mischung der Methoden in den Einrichtungen realisiert:
– Alltagstreff für junge Menschen in Form eines offenen Angebots
– Gruppenpädagogische Angebote
– Angebote an Wochenenden und in den Ferien
– Beratung und Beziehungsarbeit
– Angebote der politischen Bildung
– Kulturpädagogische Angebote
– Offene Jugendarbeit, die dort stattfinden soll, wo die Jugend sich gerade trifft
– Offene Kreisjugendarbeit (OKJA) hat den Auftrag, Veranstaltungen mit Eventcharakter zufördern
Diese Leistungen sollen in jeder der drei Kommunen vorgehalten und die Personal-und Sachkosten,sowie die erforderlichen Investitionen, gemäß den Richtlinien gefördert werden.
Die Umsetzung und der Erfolg dieser Vorgaben werden von den Trägern der Einrichtungen in einem Wirksamkeitsdialog jährlich dokumentiert und dem zuständigen Jugendamt zur Weiterleitung an das Landesjugendamt (LJA) vorgelegt.
Dieser kurze Auszug aus den Vorgaben zur Offenen Jugendarbeit von Land und Kreis ist für die Auswertung der Jugendbefragung der Gemeinde Odenthal von entscheidender Bedeutung, da sich
die Fragestellung daran orientiert. Die Ergebnisse der Befragung beschreiben im Wesentlichen dieoffene Jugendarbeit in Odenthal.
Die teilweise hervorragenden Angebote der örtlichen Vereine, Kirchen und Verbände, die sich mit ihren Angeboten auch überwiegend an die Altersgruppe bis 15 Jahre richtet und nicht zu vergessen,
die allseits beliebten Ferienfahrten für bis zu 40 Jugendliche, bleiben hier unberücksichtigt.
Der Auszug aus dem entwickelten Fragenkatalog, der für die offene Jugendarbeit relevant ist, stellt sich wie folgt dar:
Teilnehmer: 2700 darunter 1.364 Jugendliche der Zielgruppe von 14 bis 21 Jahre
Rücklauf: 685 Fragebögen = 25,4%, also jeder 4. der befragten Jugendlichen aller Schulformen, auch der außerörtlichen mit Odenthaler Kindern, hat geantwortet. Die Beteiligung der Ortsteile war ausgewogen. Unterschiede,
bedingt durch Angebote der Jugendarbeit vor Ort, sind nicht zu erkennen.
Fragen und Ergebnisse:
Mit wem verbringst du deine Freizeit
Mit Freunden 49 % 3 x Wo seltener 2,62 %
In einer Gruppe 7,30 % 3 x Wo seltener 61,87 %
Wichtigkeit möglicher Freizeitgestaltung:
Mit Freunden treffen: sehr wichtig 60,06 % unwichtig 0,16 %
Jugendtreff besuchen: sehr wichtig 8,32 % unwichtig 38,47 %
Outdoor Aktivitäten: sehr wichtig 39,19 % unwichtig 2,42 %
Musik Angebote sehr wichtig 40,45 % unwichtig 4,50 %
Chillen sehr wichtig 49 % unwichtig 4 %
Kreativ Angebote sehr wichtig 21,19 % unwichtig 20,6 %
Sportangebote sehr wichtig 56 % unwichtig 2,4 %
Fazit: Die Punkte 3 bis 5 sind unverzichtbare Angebote in der offenen Jugendarbeit, was an den
Prozentzahlen der Befragung zu erkennen ist.
Beliebtheit der Jugendtreffpunkte:
Soziale Netzwerke 30 % 3x Wo seltener 42 %
Zu Hause 24 % 3x Wo seltener 6 %
Lev, GL, BG 14 % 3x Wo seltener 25 %
Jugendtreff 4,4 % 3x Wo seltener 76,34 %
Fazit: Soziale Netzwerke (z.B. in Form von Workshops) und Medien müssen Angebote in der
Jugendarbeit sein. Über den Konsum hinaus, müssen die Gefahren, die schulische Nutzung und die
Nutzung im Lebensalltag vermittelt und die damit verbundenen Gefahren aufgezeigt werden.
Welche Treffpunkte werden genutzt:
Skatepark 10 % 1x Wo seltener 70%
Eigener Ortsteil 17 % 1x Wo seltener 57 %
Schulhöfe 18 % 1x Wo seltener 51%
Jugendtreffs
der OJO 2,5 % 1x Wo seltener 91,28 %
Fazit: Schulhöfe sollten zugänglich sein, aber sporadisch einer sozialen Kontrolle unterliegen. Eine
Hausmeisterwohnung in der zu sanierenden Umkleideanlage am Stadion könnte die Voraussetzung
dazu sein. Die Gestaltung des Umfeldes an der Skaterbahn sollte zum Verweilen einladen.
Bekanntheitsgrad der Treffpunkte:
Treffpunkt Blecher unbekannt 64 % regelmäßiger Besuch 2 %
Treffpunkt Voiswinkel unbekannt 70 % regelmäßiger Besuch 1 %
Treffpunkt Neschen unbekannt 73 % regelmäßiger Besuch 1 %
Andere Treffpunkte:
Q1 GL, Ufo Bensberg ,
Megaphon Burscheid unbekannt 40 % regelmäßiger Besuch 3 %
Fazit: Nach den Umfrageergebnissen sind die außerörtlichen Einrichtungen bekannter als die
örtlichen und werden häufiger besucht. Die Erklärung kann eine unzureichende Öffentlichkeitsarbeit
oder ein nicht zielgruppenkonformes Angebot sein.
Welche Angebote sollte die OJO anbieten:
Jugend Café sehr wichtig 20 % unwichtig 11 %
Musikangebote sehr wichtig 42 % unwichtig 5 %
Das was los ist sehr wichtig 41 % unwichtig 5 %
Angebote Speisen etc. sehr wichtig 32 % unwichtig 7 %
Partys/Konzerte sehr wichtig 29 % unwichtig 7 %
Sportangebote sehr wichtig 37 % unwichtig 7 %
Beratung sehr wichtig 12 % unwichtig 2 %
Fahrten sehr wichtig 12 % unwichtig 24 %
Fazit: Keines der von den Jugendlichen in der Befragung favorisierten Angebote wird von den
örtlichen Jugendeinrichtungen vorgehalten.
Wann sollten Jugendeinrichtungen geöffnet sein:
An Wochentagen: 16-18 Uhr 44%, 18-20 Uhr 46%, 20-22 Uhr 27%
Freitag und Samstag: 16-18 Uhr 32%, 18-20 Uhr 56%, 20-22 Uhr 56%,
nach 22 Uhr 44%
Fazit: Die gewünschten Öffnungszeiten werden entgegen den Vorgaben in Kreis und
Landesjugendplan in Odenthal nicht angeboten.
Warum besucht man keine Jugendeinrichtung:
Nichts davon weiß 38%
andere Interessen 55%
die Freunde nicht hingehen 55%
Angebot zu langweilig 20%
Fazit: Die Öffentlichkeitsarbeit muss sich an den Bedürfnissen der jugendorientierten Angebote
messen. Es muss erkennbar sein, für welche Zielgruppe die Einrichtung steht. Da ein Großteil der
Odenthaler Jugendlichen das GO besucht, ist dort die primäre Zielgruppe zu suchen.
Angebote der OJO für 2018
Montag: Voiswinkel 14-18 Uhr Gruppenangebote 10 – 14 Jahre
OJO Box 16-19 Uhr wechselnde Angebote 10 – 14 Jahre
Dienstag: Voiswinkel 19 Uhr offener Treff ab 8 Jahre
Voiswinkel 16.30-19 Uhr Gruppenangebot 10 – 14 Jahre
Blecher 15-17.30 Uhr Offener Treff ab 12 Jahre
Blecher 18-19.30 Uhr Theatergruppe 10 – 18 Jahre
Mittwoch: OD Gym 14-16 Uhr AG Arbeit 5. – 7. Klasse
Blecher 14-17 Uhr Gruppenarbeit 10 – 14 Jahre
OJO Box 15-17 Uhr Offener Treff 10 – 15 Jahre
Blecher 17-23 Uhr Offener Treff ab 12 Jahre
weiter: Angebote der OJO für 2018
Donnerstag: Blecher 14-20 Uhr Offener Treff ab 8 Jahre
Voiswinkel 14-17 Uhr Gruppenarbeit 10 – 14 Jahre
Blecher 15-17 Uhr Kreativ AG 3. – 4. Klasse
Freitag: Voiswinkel 13-16 Uhr Offener Treff ab 8 Jahre
Voiswinkel 14-16 Uhr Gruppenangebot 10 – 14 Jahre
Samstag/ Sonntag:
12 Fahrten mit dem
OJO- Bus zu div. Zielen Max. Teilnehmerzahl 8 Jugendliche.
Die Gegenüberstellung der in der Befragung von 2014 favorisierten Wünsche zu den Angeboten
der Jugendarbeit mit den tatsächlichen Angeboten zeigt unmissverständlich, dass kaum ein
gewünschtes Angebot in der örtlichen Jugendarbeit vorgehalten wird und die Wünsche bei der
Planung und Umsetzung vollkommen ignoriert werden. Die konkreten Inhalte der Angebote werden
in keiner Weise beschrieben und zeigen nichts, was einen Jugendlichen veranlassen könnte, die
Einrichtung zu besuchen. Wie es geht, zeigt das Event „Thalfahrt“, das mit dem richtigen Angebot
über die professionelle Öffentlichkeitsarbeit zum Erfolg wurde. Obwohl ein Kernarbeitsfeld der
Jugendarbeit, wurde diese Veranstaltung nicht professionell, sondern ehrenamtlich realisiert. Die in
den Jugendplänen des Landes und des Kreises verpflichtend vorgegebenen Arbeitsweisen und
Angebote werden überwiegend für die Altersgruppe bis 15 Jahre vorgehalten, die durch den
schulischen Alltag an den häufigen Nachmittagsveranstaltungen gar nicht teilnehmen können.
Angebote für ältere Jugendliche, die explizit gefordert sind, kommen in den Programmen überhaupt
nicht vor. Ein Abendangebot am Mittwoch bis 23 Uhr ab 12 Jahre und donnerstags bis 20 Uhr ab 8
Jahre ist pädagogisch nicht nachvollziehbar.
Gemessen an den realen Wünschen der Odenthaler Jugendlichen, detailliert erkennbar in der
Befragung von 2014, stellen die tatsächlichen Angebote eine „Bankrotterklärung“ der offenen
Jugendarbeit der letzten Jahre in Odenthal dar. Es ist deutlich erkennbar, dass die gesetzlichen
Vorgaben und Wünsche der Jugend entweder nicht bekannt sind oder einfach ignoriert werden.
Dass alle Fraktionen, die Verwaltung und letztlich das alleine verantwortliche Jugendamt die
Jugendbefragung vermutlich nicht entsprechend bewertet haben, mag eine weitere Ursache für das
Versagen der OJO und deren offensichtliche Versäumnisse sein.
Mögliche zukünftige Jugendarbeit in Odenthal
Voraussetzung für eine bedürfnisorientierte Jugendarbeit, die sich mit Beachtung der gesetzlichen
Vorgaben der sozialen Verantwortung für ihren Zuständigkeitsbereich stellt und sich konstruktiv in
das Gemeinwesen einfügt, ist eine an den Realitäten orientierte Planung. Die veränderten
Bedingungen in der Lebenswelt der Jugendlichen mit neuen Anforderungen der Schulen,
vielschichtigen Sport- und Freizeitangeboten durch Vereine und durch die Nutzung der Medien,
macht es für die offene Jugendarbeit erforderlich, sich dieser Konkurrenz zu stellen und gezielt ein
attraktives Angebot zu entwickeln, das verbleibende Nischen nutzt, die als Ergebnis der Befragung
von 2014 auf ihre Bearbeitung warten.
In der SchuSpoSo-Sitzung am 28.02. wurde von den zur Beratung geladenen Verantwortlichen in
der Jugendarbeit ein Vorschlag unterbreitet, der weitere Kosten von 15.000,- € für Investitionen,
1.700,- € Sachkosten und 31.000,- € jährliche Personalkosten für eine weitere halbe Stelle für
einen Sozialpädagogen verursacht und ausschließlich den Gemeindehaushalt belasten würde.
Dabei wurde mit keinem Beitrag erwähnt, dass wir in Odenthal seit Langem eine Offene
Jugendarbeit vorhalten, die wir über die Jugendamtsumlage an den RBK mit 190.000,- € jährlich
finanzieren.
Bevor die Gemeinde weitere erhebliche Kosten zur Verfügung stellt, muss deshalb zunächst geprüft
werden, ob diese Mittel einer sinnvollen Verwendung zugeführt werden.
Zur Neuorientierung der Jugendarbeit sind zunächst neue, sich an den Bedürfnissen der zu
ermittelnden Zielgruppe angepasste Zielvorgaben zu entwickeln („Wo will ich hin?“). Aus diesem
Konzept ergeben sich die geeigneten Angebote(„Wie mach ich das?“). Daraus resultiert der Standort
und der Raumbedarf („Was brauche ich dafür“). Alles gemeinsam ergibt die Personalstruktur und
die erforderliche Qualifikation („Mit wem mache ich das?“). Bei der Einrichtung und Ausgestaltung
der Räumlichkeiten ist endscheidend, dass wir dabei nicht den gleichen Fehler machen wie bei der
Mensa am GO, wo vermutlich keiner von uns sich auf einen Kaffee genüsslich niederlassen würde.
Die ganze Atmosphäre dieser Einrichtung und der Raumgestaltung lässt erkennen, welche Wertigkeit
wir dem Gefühlsleben unserer Kinder beimessen, so als wäre es nur kalt und phantasielos. Dabei
kann man ohne Mühe Beispiele finden, die mit viel Coolness und Flair gestaltet sind, was besonders
in einem Jugendtreff von größter Bedeutung ist.
Eine Überalterung sollte bei der Personalauswahl vermieden werden, um eine zu große
Altersdifferenz, die eine Kontaktaufnahme nicht erleichtert, zu vermeiden. Ein jugendnaher Spirit mit
Kenntnissen in Musik und Umgangssprache sind von Bedeutung. Ein geeigneter Seiteneinsteiger mit
Erfahrung in der Jugendkultur ist in einem Team einer zwar pädagogisch ausgebildeten, aber
weltfremden Fachkraft vorzuziehen. Für den laufenden Betrieb hat sich der kostengünstige Einsatz
von FSJ-lern oder BufDies bewährt, die sorgsam ausgewählt, unter entsprechender Anleitung, häufig
effektiver mit den Jugendlichen arbeiten, als Fachkräfte. Weiter sollte man sich um ehrenamtliche
Paten bemühen, wie z.B. die Mitglieder von Like Snow, die teilweise auf dem GO waren und sehr
bekannt sind. Wo die hingehen, geht man als Jugendlicher auch hin.
Ein denkbares Angebot für Odenthal wird von dem JZ Ufo In Bensberg umgesetzt und kann auf
deren Homepage gesehen werden oder besser noch, durch einen Besuch des SchuSpoSo mit
fachlicher Führung, erläutert werden.
Sind diese Vorgaben geklärt, ist zu prüfen, wie weit mit den 190.000,- € Umlageanteil eine den
Vorgaben entsprechende Arbeit vor Ort in eigener Regie zu realisieren ist. Da vom RBK die
vereinbarten Leistungen in den letzten Jahren nicht erbracht worden sind, bzw. er nicht dafür Sorge
getragen hat, dass sie nach den Vorgaben umgesetzt wurden, bleibt zu verhandeln, welche
Möglichkeiten eröffnet werden können, damit wir die örtliche Jugendarbeit zukünftig mit diesen
Mitteln eigenverantwortlich realisieren können. Sollte dann ein Differenzanteil verbleiben, wird sich
die SPD nachdrücklich dafür einsetzen, dass vertretbare Mittel bereitgestellt werden.
Sollten die weiteren im Rat vertretenen Fraktionen bei der Prüfung der Jugendbefragung und des
hier beschriebenen, daraus resultierenden Sachverhalts, zu den gleichen Ergebnissen kommen,
bitten wir um die Unterstützung des folgenden Beschlussvorschlags.
Beschlussvorschlag für den SchuSpoSo als Empfehlung für den HuF und den Gemeinderat
Die Verwaltung wird beauftragt
1. vom Jugendamt des RBK, unter Einbeziehung des Trägers, eine umfassende Stellungnahme zu dem beschriebenen Sachverhalt einzuforden
2. vom Jugendamt ein zukunftweisendes Konzept unter der Berücksichtigung der hiesigen Erfordernisse zur Prüfung durch den SchSpoSo einzufordern
3. von dem Träger Vorschläge für ein Angebot zu fordern, das sich ausschließlich an den Bedürfnissen der Jugendlichen und den gewünschten Öffnungszeiten misst und Auskunft über den idealen Standort und den dazu erforderlichenRaum-und Personalbedarf gibt, den der jetzige Träger bereit ist,vorbehaltlich der gesicherten Finanzierung,abzudecken.
4. trotz unserer Kenntnis über die weitreichenden Konsequenzen und die bestehenden Verbindlichkeiten zur Finanzierung des Kreishaushaltes,im Rahmen der Möglichkeiten zu prüfen,ob die anteilige Umlage in Höhe von 190.000,00€ zu Recht gezahlt wurde und aufgrund von nicht erbrachten Leistungen, entsprechend den Vorgaben des Kreisjugendplans, vom RBK zurückgefordert werden kann.
5. zu prüfen, ob die anteilige Umlage zur Finanzierung der örtlichen Jugendarbeit in eigener Kontrolle, zukünftig nicht mehr gezahlt werden muss, um direkt zur Förderung der eigenen Jugendarbeit zu Verfügung zu stehen.
Mit freundlichen Grüßen
Ultike Langer
Fraktionsvorsitzende SPD Odenthal